„Ungesunde“ Beziehung


Grenzen kennen Warnsignale / Red Flags Was kann ich tun, um zu helfen?

Grenzen kennen

In jeder Beziehung ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen, da sie dazu beitragen, das eigene Wohlbefinden zu schützen und eine gesunde Beziehungsdynamik aufrechtzuerhalten. Wer seine Grenzen nicht kennt oder nicht in der Lage ist, sie zu kommunizieren und zu verteidigen, läuft die Gefahr, in der Beziehung verletzt oder manipuliert zu werden.

Es gibt dabei verschiedene Arten von Grenzen in Beziehungen:

Diese umfassen persönliche Überzeugungen, Werte und Prinzipien, die für einen selbst wichtig sind. Zum Beispiel könnte es ein persönlicher Standard sein, dass Feiertage grundsätzlich gemeinsam verbracht werden. Wichtig hier ist, dass die Standards verhandelbar sein sollten und Ausnahmen möglich sind.

Dies sind Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, ohne dass die Beziehung gefährdet wird. Diese Kriterien können unterschiedlich sein und hängen von den individuellen Prioritäten und Bedürfnissen ab. Untreue oder körperliche Gewalt sind häufige K.O.-Kriterien.

Um die eigenen Grenzen in einer Beziehung herauszufinden, kann Folgendes hilfreich sein:

Zeit nehmen, um über eigene Bedürfnisse, Werte und Grenzen nachzudenken: Was ist mir wichtig? Welche Verhaltensweisen kann ich akzeptieren, welche nicht? Es ist hilfreich sich eine Liste, mit der Unterteilung in persönliche Standards und K.O.-Kriterien zu schreiben. Manchmal fallen Grenzübertritte des Partners / der Partnerin schon beim Schreiben auf.

Grenzen offen und ehrlich dem Partner / der Partnerin mitteilen. Kommunikation ist entscheidend, damit der Partner / die Partnerin versteht, was für das Gegenüber inakzeptabel ist und welche Bedürfnisse bestehen.

Darauf achten, wie sich der Partner / die Partnerin in verschiedenen Situationen verhält. Wenn bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen die eigenen Grenzen überschreiten, sollte dies selbst erkannt und gegebenenfalls angesprochen werden.

Gespräche mit vertrauenswürdigen Freundinnen und Freunden oder Familienmitgliedern über die eigene Beziehung und Einholen von Feedback. Oft können Außenstehende helfen, mögliche Grenzübertritte zu erkennen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass das Festlegen und Verteidigen von Grenzen in einer Beziehung ein wichtiger Aspekt ist. Wenn die eigenen Grenzen respektiert und akzeptiert werden, trägt dies zu einer gesunden und unterstützenden Partnerschaft bei.


Warnsignale / Red Flags

Es gibt eine Vielzahl von Warnsignalen – häufig auch Red Flags genannt –, die auf toxische oder gewalttätige Beziehungen hinweisen können. Diese Red Flags können von Außenstehenden oder von Betroffenen selbst erkannt werden. Weiterlesen

Hinter Red Flags können Strategien stehen, um die Partnerin / den Partner insbesondere im Kennenlernprozess, aber auch innerhalb einer bestehenden Beziehung an sich zu binden oder gar zu manipulieren.

Deine Nachbarin hat auf einmal Verletzungen am Körper, zu denen ihre Erklärungen nicht passen.

Red Flags können von Person zu Person variieren und sind oft individuell, da sie stark von den jeweiligen Erfahrungen, Werten und Grenzen abhängen. Hier sind einige häufige Red Flags:

Bezeichnet das „Überschüttet-werden“ mit Komplimenten und Geschenken. Zwar kann dies ein schönes Zeichen von Zuneigung und Sympathie darstellen, als Warnzeichen gilt dies allerdings, wenn die Häufigkeit oder Intensität unverhältnismäßig sind. Zum Beispiel das Schenken von teurem Schmuck bereits zu Beginn des Kennenlernens.

Hier werden Zusagen und Versprechen über zukünftige Ereignisse gemacht, die allerdings nicht eintreffen oder immer wieder weiter nach hinten geschoben werden, zum Beispiel ein zukünftiges Zusammenziehen.
Häufig geschieht Future Faking auch, wenn sich herausstellt, dass die Datingpartnerin/ der Datingpartner in einer Beziehung ist und beteuert, dass die Beziehung ohnehin demnächst beendet sein wird. Future Faking löst Hoffnungen und Erwartungen aus, die die betroffene Person bei dem Partner / der Partnerin halten, obwohl schon Trennungsgedanken im Raum stehen.

Bezeichnet das rasche Planen von nächsten Schritten in der Beziehung. Ein schnelles Tempo in der Kennenlernphase führt zu verfrühten Planungen von Zusammenziehen, Hochzeit, etc. Die Beziehung fühlt sich von Anfang an sehr intensiv an und die emotionale Abhängigkeit voneinander wird gefördert.

Wenn der Kontakt plötzlich abgebrochen wird, also unverhofft eine völlige Funkstille herrscht oder dafür fadenscheinige Gründe kommuniziert werden.

Bezeichnet das absichtliche Abbrechen der Kommunikation und Interaktion, um Macht und Kontrolle auszuüben (bewusstes Ignorieren). Dies ist jedoch nicht mit Kommunikationsdefiziten zu verwechseln. Manchen Menschen fühlen sich beispielsweise in einem Streit überfordert und stellen deshalb kurzzeitig eine Kommunikation oder Interaktion ein.

Sätze wie „Du bist zu sensibel“, „Du reagierst wieder über“ oder „Das habe ich so nicht gesagt“ sind typische Sätze, die als Gaslighting bezeichnet werden können.
Bei dieser Form der psychischen Manipulation entstehen bei Betroffenen gezielt verursachte Zweifel an der eigenen Wahrnehmung und Gefühlswelt. Dies geht soweit, dass das eigene Bauchgefühl missachtet und das eigene Selbstwertgefühl ausgehebelt werden kann. Gaslighting ist sehr eng verwandt mit der Schuldumkehr, bei der dem Opfer die Schuld des Täters / der Täterin für eine bestimmte Tat zugeschrieben wird.

Wenn der Partner / die Partnerin unehrlich ist oder Geheimnisse verbirgt, kann dies ein Zeichen für ein mangelndes Vertrauen und eine ungesunde Beziehungsdynamik sein.

Es sollte darauf geachtet werden, wie sich der Partner / die Partnerin gegenüber anderen Menschen verhält. Respektloses Verhalten gegenüber anderen kann auf eine mangelnde Empathie und einen Mangel an Respekt hinweisen, auch in für die Betroffenen vermeintlich unbedeutenden Situationen. Ein Beispiel wäre übertrieben forsches und unfreundliches Verhalten gegenüber einem Kellner oder einer Kellnerin im Restaurant.

Häufig wird bereits im Kennenlernen das Bauchgefühl wahrgenommen, dass „hier etwas nicht stimmt“. Das Gefühl kann sich auf Gesagtes oder das Verhalten der anderen Person beziehen. Dieses Bauchgefühl kann als starkes Signal unseres Unbewussten verstanden werden, das in einer aktuellen Situationen Ähnlichkeiten zu schlimmen, manchmal vergessenen Erfahrungen registriert. Oftmals wird dieses Bauchgefühl ignoriert und nach einigen Jahren hört man häufig: „Ich habe von Beginn an schon gespürt, dass etwas an ihm/ihr faul ist“.

Deine Schwester trifft sich seit ihrer neuen Beziehung nicht mehr mit Freunden/Familie. Sie findet immer neue Ausreden und zieht sich sozial völlig zurück.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Warnzeichen nicht isoliert betrachtet werden sollten. Oft treten mehrere dieser Anzeichen gleichzeitig auf und können im Laufe der Zeit eskalieren.

Wenn eine oder mehrerer dieser Red Flags in der eigenen Beziehung erkannt werden, ist es wichtig, diese ernst zu nehmen und Hilfe zu suchen. Weiterlesen

Ebenso ist wichtig zu wissen, dass diese Verhaltensweisen nicht immer intentional sind. Das Verhalten wird also nicht immer bewusst manipulativ eingesetzt. Oftmals sprechen wir von erlernten Mustern, die wie automatisch abgespult werden.

Was kann ich tun, um zu helfen?

Wirst du Zeuge oder Zeugin einer gefährlichen Situation oder einer akuten Bedrohung, ruf die Polizei unter 110 an. Bringe dich nicht selbst in Gefahr!